Ein Versuch den Lebenslauf von Carl Ludwig von Poellnitz zu ergründen.
Das Geschlecht derer von Poellnitz geht auf das Jahr 1238 zurück, es gehört zum Uradel.
Ich wurde an 25 Februar des Jahres 1691 in Issum am Niederrhein geboren und auf
den Namen Carl Ludwig von Poellnitz getauft.
Mein Vater Wilhelm Ludwig v. Poellnitz, Herr von Reichau, Buch, Carow, Birkholz,
kurbrandenburgischer Kürassier Oberst, verstorben zu Maastricht im Jahre 1694,
meine Mutter Eleonore v. Nassau. Sie war Tochter des Prinzen Moritz,
Statthalters der Niederlande.
Meine Jugend verbrachte ich am preußischen Hofe.
Im Jahre 1707 konnte ich dem Bedürfnis, für unseren König auf in den Kampf zu
ziehen nicht widerstehen und erwirkte die Erlaubnis als Fähnrich im Alter von 16
Lenzen gen Flandern zu ziehen. Seit an Seit kämpfte ich mit Prinz Eugen und
Malborough . Im Verlauf der Kämpfe gelang es mir, meinen General vor der
Gefangennahme zu bewahren.
Dank dieser Tat berief mich mein König an den Hof zurück und trug mir die
Stellung des Kammerjunker bei seiner Königlichen Hoheit Sophie Luise an. Durch
Missgunst und Neider am Hofe wurde ich zu Unrecht streng ermahnt und bat um
meinen Abschied und die Gunst auf Reisen gehen zu dürfen. Diese wurde mir
gewährt.
Nun ward ich frei und ungebunden, doch das Schicksal, oder vielleicht doch das
Spiel wollte es, dass schon in Hannover der Boden meines Geldsackes sichtbar
wurde. Doch Gott sei’s gelobt, hatte meine geliebte Frau Mutter ein Einsehen und
füllte meine Börse.
Gut versorgt mit frischem Mut, bereiste ich die Höfe Europas , ein paar seien
genannt, London, Den Haag , Warschau, Wien. Am Hofe zu Düsseldorfer hielt ich
etwas länger inne.
Nach Berlin kehrte ich 1712 zurück, da aber bei Hofe keine Verwendung für meine
Talente ward, wand ich mich gen Hannover, alsbald nach Warschau. Hier ging die
Kunde von Paris umher und ich beschloss meine Wege nach Paris zu lenken, einen
Traum erfüllen.
Ich hatte die Ehre den französischen Hofe besuchen zu dürfen. Da mein Geldsack
wieder einmal an der Schwindsucht litt, beschloss ich die Konfession zu
wechseln.
Alsbald kehrte ich an den Hofe zu Berlin zurück um gewahr zu werden, dass Dero
königliche Majestät von meiner Konvertierung Nachricht bekommen hatte, die
Missgünstigen sind überall. Dies zwang mich ohne umschweife meine Pläne
aufzugeben und in eiliger Sache Berlin zu verlassen. Mein Weg führte mich über
Mainz nach Stuttgart und über Strassburg letztendlich nach Paris. Die Reise zu
Pferd war doch sehr beschwerlich. In Paris angekommen, ereilte mich wieder mein
Leiden, die französische Krankheit. Ich erhoffte mir Linderung von der selben.
In der Parisergesellschaft wurde mir Monsieur Voltair vorgestellt. Bei vielen
nächtlichen Diskursen verstanden wir es unseren Intellekt zu messen.
Im Jahre 1718 wurde der politische Druck so stark, dass ich es vorzog nach
Heidelberg für unbestimmte Zeit abzureisen.
Hier erreichte mich Kunde von Dero Kaiserliche Hoheit Elisabeth, die mir in
ihrer Großzügigkeit eine Kompanie im Regiment von v. Starhemberg in Sizilien
andiente. Ungesäumt begab ich mich auf den Weg.
Auf Reisen erhielt ich Kunde von der bevorstehenden Vermählung seiner Hoheit
Friedrich August II mit Maria Josefa Benedikta Antonia Theresia Xaveria
Philippine, ohne Zaudern begab ich mich nach Dresden. Am 20.08.1719 fand die
prunkvolle Zeremonie statt, begleitet von höchst amüsanten Hofbällen, ganz nach
meiner Fasson.
Nun drängte die Zeit, mein Regiment rief, so eilte ich über Paris, nach
Marseille wo ich mich mit dem Schiff nach Genua begab.
Doch zwangen mich Umstände die ich nicht näher Erklären möchte, Florenz zu
besuchen. Die Karwoche verbrachte ich dann in Rom mit stillem Gebet. Während ich
inne hielt, erkannt ich die Wichtigkeit anderer Aufgaben und lies meine Absage
an Herrn von Starhemberg überbringen.
Von Neugier getrieben reiste ich nach Venedig, und lies mich von der
Lagunenstadt verzaubern.
Nach Berlin kehrte ich 1723 zurück und suchte einer Verwendung am Hofe als
premier Chambellan nach. Am Hofe wurde jedoch gespart und ich musste
unverrichteter Dinge den Hof verlassen.
Nun war guter Rat teuer, ich besann mich auf die vielen Geschichten und
Anekdoten die mir an den europäischen Höfen zu Ohren gekommen waren. Ich begab
mich an das Schreibpult und verfasste mit leichter Hand die Geschichte die als
“Die Königsmarck - Affäre“ bekannt wurde. Ein Verleger ward gefunden und alsbald
konnte sich die Gesellschaft an der Geschichte erfreuen. Die Bücher
Badevergnügen von Spa und das galante Sachsen folgten alsbald.
Ich begab mich wieder auf Reisen wovon ich von Wien kommend mit Reputation des
Wiener Hofes versehen am 02.02.1735 wieder in Berlin eintraf. Dero königlicher
Majestät Friedrich Wilhelms I. geruhte mich in sein Tabakkollegium das in Königs
Wusterhausen zu tagen pflegte auf zu nehmen. Zu meiner Freude wurde mir die Ehre
zu Teil von Dero königlicher Majestät Friedrich Wilhelm I. zum Kammerherren
ernannt zu werde.
Der 31.5.1740 war ein trauriger Tag für Preußen, nach schwerer Krankheit
verstarb unser geliebter König Friedrich Wilhelm I. von Preußen.
Sein Sohn Dero königliche Majestät König Friedrich II. von Preußen übertrug mir
die Ausführung der Trauerfeierlichkeiten als Oberzeremonienmeister. Ich erinnere
mich noch, als sei es gestern gewesen, er gab mir folgende Anweisung: Sparen Sie
nichts, Poellnitz! Aber, wenn ich bitten darf, keinen Aberwitz, keine
Durchstechereien und dergleichen. Ich würde Ihnen das nie verzeihen.
Ich arrangierte ein Zeremoniell das seines gleichen suchte, von der Aufbahrung
unserer geliebten Majestät, bis zum letzten Salut der Langen Kerls. Nicht einer
hatte nachgekleckert.
Im frühen Jahr 1744 sandte mich Dero Majestät nach Bayreuth zu seiner geliebten
Schwester Wilhelmine mit dem Auftrag ihr Pläne des Opernhauses zu Berlin zu
überbringen. Diese kamen jedoch nicht zur Ausführung, da Dero Durchlaucht einem
italienischen Baumeister den Vorzug gab. In Bayreuth hörte ich die
Hochzeitsglocken klingen, ich verfiel einer Nürnbergerin und reichte bei Dero
Majestät meinen Abschied ein. Doch oh weh, das Glück währte nicht lange und
Madame begehrte einen anderen. Nun war guter Rat teuer, unter schmachvollen
Bedingungen erlangte ich wieder die Position am Hofe.
Im Jahre 1752 begann ich mit der Neuen Fassung der Preußischen Geschichte, die
seine Majestät zu begutachten pflegte.
1756 begann der 7 jährige Krieg, im Verlauf desselben war seine königlich
Majestät bei seinen Truppen. Als nun das Kriegsglück wankte und die Österreicher
auf Berlin vorrückten, brachte ich die königliche Familie in Spandau in
Sicherheit.
Im Oktober des Jahres 1763 wurde die Ankunft des Türkischen Internuntius Achmet
Effendi am Hofe erwartet, seine Majestät betraute mich mit der Betreuung des
Gastes, wie es Ihm gebührte.
Seine Majestät erwies mir die unendliche Güte, das Direktorium des königlichen
Hoftheaters meiner Person zu übertragen.
Im Majus des Jahre 1766 führte mich eine meiner Reisen in Gesellschaft einer
Dame von Stand ins bergische Land. In geheimen Auftrag seiner Majestät ward mir
die Aufgabe zu teil, gewissen Gerüchten von Unterrichtungen von Officiers und
Herren von Stand im Schanz und Festungsbau durch den Ingenieuroffizier Capitaine
P. v. Gontzenbach nachzugehen. Aus den Ausführungen der Herren entnahm ich einen
vortrefflichen Stand des Wissens. Nach meine Rückkehr konnte ich unserer
Majestät von den Exerzitien berichten. Sein Durchlaucht waren darüber hoch
erfreut.
Für das Jahr 1767 waren weiter Reisen geplant, unter anderem erneut ins
bergische zu reisen, um seiner Majestät vom Exodus der Bevölkerung in die
Kolonien Bericht zu erstatten.